die RST 905-Federgabel
für 28"-Fahrräder

Einleitung

Federgabeln sind modern. An fast jedem neuen Fahrrad werden Federgabeln montiert, so dass auch diese Technik an Baumarkt-Fährrader anzutreffen ist.
Aber taugen Federgabel auch was an Reiserädern? Dieser Artikel soll einige Aspekte beleuchten.

Vorspann

Im März 2000 entschied ich mich, mir doch eine Federgabel für das Reiserad anzuschaffen.
Da ich gar keine Infos und Erfahrung über Federgabeln für 28-Zoll-Reiseräder hatte, ging ich zu meinem Fahrradhändler VELO in Aachen und ließ mich dort vom Federgabelfachmann gut beraten.
Nach kurzer Zeit hatte ich folgende Infos:
Die Hersteller Rock-Shox, RST und Suntour sind zu empfehlen.
Die Preise liegen etwa bei 125Euro bis 175Euro.

Marktanalyse

Im Internet konnte ich auf den Homepage der genannten Hersteller entsprechende Gabeln finden:

  • Rock-Shox hat zwei Gabeln im Programm: eine High-End- und eine "Normale"-Federgabel. Preis: circa 400Euro und 200Euro.
  • RST hat mehrere Federgabeln im Programm: von Low-Cost bis zur gehobenen Klasse. Preis: circa 75Euro bis 175Euro.
  • Suntour hat nur eine Gabel im Programm: "Normale" Federgabel zum Preis von etwa unter 150Euro.

Auswahl

Ich entschied mich für die RST905-Federgabel in schwarz mit Lötösen für Low-Rider.

RST-Federgabel
Bild der RST 905 Federgabel von RST

Warum RST?

Weil die anderen Hersteller entweder zu wenig Erfahrung mit Federgabeln haben (Suntour) oder zu teuer sind (Rock-Shox).

Warum die 905?

Die 905 ist die leichtest (Magnesium) verstellbare Federgabel mit einem Gewicht von 1,4kg (immerhin 600g mehr als die Starrgabel!) und hat Lötösen für Low-Rider.

Warum schwarz?

Weil diese Farbe an einem schwarzen Rahmen am unauffälligsten ist.

Probleme gab es dann allerdings, als es darauf zuging die Federgabel zu bestellen. Nach zweimaliger Falschlieferung (es waren keine Lötösen vorhanden), verschoben wir die Bestellung auf Mitte Mai.
Als es Mitte Mai wiedereinmal soweit war und extra noch mal "schwarz und Lötösen" vermerkt wurde, kam dann auch die richtige Federgabel zum Händler.

Der Umbau von normaler Gabel auf die Federgabel verlief problemlos. Ein bisschen erschreckt war ich schon über das große Spiel in den Tauchrohren der Gabel. Der Händler versicherte mir aber, dass dies bei Federgabeln technisch bedingt sei und keine Probleme macht.

Fahrpraxis (pro/kontra)

Pro

  • Die Federgabel nimmt viele große Schläge auf und federt sie sachte ab. Die Lenkertasche (mit Fotoapparat) und die Arme und der Oberkörper werden dadurch sehr entlastet.
  • Eine Federgabel am Fahrrad ist "In", ist modern.

Kontra

  • Die Federgabel ist etwa 0,6kg schwerer als die Starrgabel (1400g zu 800g).
  • Durch den Federweg von 40mm, hat sich die Geometrie geändert:
  • Hatte man vorher genügend Platz zwischen Oberrohr und Schritt, so ist dieser nun nicht mehr vorhanden.
  • Auch der Seitenständer, der vorher gut funktionierte, ist nun zu kurz. Die Folge daraus ist, dass das Rad schnell umfällt.
  • Natürlich ändert sich durch die Winkeländerung auch die Sattelneigung. Diese muss angepasst werden.

Zusätzlich muss allerdings noch erwähnt werden, dass sich die Federeigenschaft drastisch verschlechtert, wenn Low-Rider-Taschen mit Inhalt angebracht werden.
Die schwere Masse auf der "falschen Seite" der Federung verhindert dynamisch (Massenträgheit) einen Radkontakt auf dem Bodenprofil.

Nach meiner "Rhein-Tour" und "Frankreich-Tour" hatte mein Fahrrad über 2000km (circa 40 Benutzungstage) mehr auf dem Tacho. Das Spiel der Gabel ist noch genauso groß wie vorher. Eine Inspektion steht demnächst an.

Fazit

Man muss abwägen, ob der Entlastungsgewinn höher zu werten ist, als die Ausfallwahrscheinlichkeit der Federgabelkomponenten. Gerade die Gabel nimmt sehr viele Stosskräfte auf. Immerhin besteht die Federgabel aus drei Teilen (Brücke, Standrohr und Tauchrohr) und die Starrgabel nur aus einer! Und je weniger komplizierte Teile ein Reiserad hat, desto günstiger ist dies für die gesamte Zuverlässigkeit des Rades.

In der Radwelt 05/2000 (Zeitschrift des ADFC), die im August des Jahres erschien, stand dann auch erstmalig ein Vergleichstest verschiedener Federgabeln. Darin wurde auch erstmalig das Problem mit Vorderradgepäckträger angesprochen.

Update

Nach 2700km habe ich die Federgabel vom Reiserad verbannt und auf meinem Stadtrad montiert.
Die Gründe dafür wurden oben schon genannt und stellten sich in der Praxis für mich als erheblichen Nachteil heraus.
Hier noch einmal eine Zusammenfassung:

  • Kaum Federeigenschaften bei der Verwendung von Low-Rider mit beladenen Taschen.
  • Instabiler Stand beim beladenen Rad durch die Geometrieänderung.
  • Höhere Ausfallwahrscheinlichkeit durch die Federgabel im Verhältnis zur Starrgabel.

Hinweise zu am Markt angebotenen Reiserädern

Weiterhin werden (Reise-)Fahrräder am Markt angeboten, die immer noch mit Lowrider (Halterungen für Gepäcktaschen) an der Federgabel verkauft werden.
Zum Beispiel die Hersteller "Koga-Miyata" und "Kross" werben explizit sogar mit Fotos von vollbeladenen Reiserädern und Gepäcktaschen an der Federgabel.

Das Hersteller auch lernen können und die Technik wirkliich verstehen, zeigen auf der anderen Seite auch Hersteller wie "riese und müller" und verkaufen Ihre Räder mit Halterungen, die oberhalb der Federgabel angebracht sind.

Die dynamischen Probleme werde ich Zukünftig auf einer eigenen Seite behandeln.

weiterführende Links

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